13. Oktober 2021
Lebensbedrohende Lungenembolien wirksam behandeln
Von einer neuen, Katheter gestützten Behandlungsmethode am Städtischen Klinikum Dresden profitieren Patienten mit schwerer, häufig tödlich verlaufender Lungenembolie. Das Verfahren ergänzt wirkungsvoll die herkömmlichen Behandlungsoptionen. Deutschlandweit verfügen
nur sehr wenige Häuser über diese Expertise. Als Lungenembolie bezeichnet man den Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien. Der Grund dafür sind zumeist eingeschwemmte Blutgerinnsel aus den Bein- oder Beckenvenen.
Etwa 60 bis 70 von 100 000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland eine Lungenembolie. Kalter Schweiß, plötzlich einsetzende Luftnot, Herzrasen, Schwindel und Brustschmerz bis hin zum Kreislaufstillstand mit Bewusstlosigkeit sind Symptome. Je umfassender das Blutgerinnsel und die damit einhergehende Verstopfung der Lungenstrombahn, umso ausgeprägter sind die Beschwerden und das Risiko daran zu sterben. Kleinere Gerinnsel in den Lungengefäßen kann der Körper zumeist selbst auflösen. Um ein weiteres Wachstum des Thrombus in den Bein- und Beckenvenen zu verhindern, ist die Gabe von Gerinnungshemmern erforderlich. Für schwere Lungenembolien genügt dies jedoch nicht. Um das hier drohende Rechtsherzversagen abzuwenden, werden Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen können. Diese sogenannte Lysetherapie birgt aber gleichzeitig ein hohes Risiko für Einblutungen in andere Organe wie Magen-/Darm-Trakt, Muskulatur, Gehirn. Für Patienten mit besonders hoher Einblutungsgefahr, beispielsweise nach einem Schlaganfall in den letzten sechs Monaten, einer bestehenden Krebserkrankung und unmittelbar zurückliegendem operativen Eingriff oder einer Entbindung, ist die Lysebehandlung keine Option. „In dieser Situation oder wenn trotz durchgeführter Lyse keine ausreichende Stabilisierung von Kreislauf- und Lungenfunktion erreicht wird, hilft nur noch die direkte Entfernung der Gerinnsel aus den Lungenarterien“, erläutert Dr. Matthias Schmidt, leitender Oberarzt der 2. Medizinischen Klinik. Die höchsten Erfolgsaussichten haben bisher hoch riskante Operationen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine geboten. Alternativ verwendete Kathetersysteme zur minimal-invasiven Absaugung des Gerinnsels waren nur wenig effektiv. „Angesichts dieser frustrierenden Konstellation hielten wir Ausschau nach neuen Verfahren, bei denen möglichst schonend große Anteile der gefährlichen Thromben entfernt werden können“, berichtet Dr. Schmidt. Seit Mai dieses Jahres verwenden die Friedrichstädter Kardiologen nun ein solches Verfahren. Das System ist derzeit in Deutschland nur an wenigen Kliniken verfügbar.
Für den Eingriff wird, von der Leiste ausgehend, ein Katheter in die Lungenarterien gebracht. Der Durchmesser des Katheters ist dabei extra groß, er misst bis zu acht Millimeter. Damit besteht die Chance, auch große, fast fingerdicke Gerinnsel aus der Lunge abzusaugen und die Verstopfung unmittelbar zu beseitigen. „Der Eingriff ist angesichts des beachtlichen Katheterdurchmessers nicht ohne Risiko“, betont Dr. Schmidt. „Er eröffnet uns jedoch die Möglichkeit, das drohende Rechtsherzversagen und einen daraus häufig resultierenden frühen Tod abzuwenden.“